13. Tag: Mittwoch, 19. Mai
Strecke:
Bowling Green - Sand Ridge Road - Weston - Sand Ridge Road - 108 - Florida - Elliott Road - Brunersburg - Buckskin Road - State Border OH/IN - 8 - Newville - Auburn
Wetter:
meist sonnig; mässiger Gegenwind aus Nordwest
Distanz: 131 km  
Zeit: 6,5 h  
Geschwindigkeit: 20,2 km/h
Total:
Distanz: 1217 km  
Zeit: 64,9 h  
Ø Geschwindigkeit: 18,8 km/h  
Ø pro Tag: 94 km
Mehr Statistik und Zahlen
Heute verabschiede ich mich bereits wieder von Ohio. Der Gegenwind ist zum Glück weniger stark. Ich fahre vor allem wieder auf den County Roads, die sich in Ohio als Alternative zu den Highways sehr bewährt haben. Mit Hilfe des Delorme-Atlas finde ich mich auf ihnen leicht zurecht. Diese Strassen, die wie ein Netz den ganzen Staat überziehen, führen an Bauernhöfen vorbei, so dass fast kein Verkehr herrscht, und trotzdem sind sie Strassen in einem sehr guten Zustand. Wenn die grossen Highways stark befahren sind (und das ist aufgrund der Karte schwierig vorherzusagen), kann man so sehr einfach auf ruhigere Strassen ausweichen.
Je nachdem wie diese Landstrassen angelegt sind, wird die Strecke etwas länger oder kürzer im Vergleich zum mehr oder weniger parallel dazu verlaufenden Highway, aber die Unterschiede sind jedenfalls gering. Der einzige Nachteil dieser Strassen ist, dass man an den Orten vorbeifährt (so wie heute zum Beispiel an Defiance und Napoleon vorbei) und so nie an einer Tankstelle, an einem Grocery Store oder Food Market vorbeikommt. Dementsprechend kommt man auch weniger mit Leuten in Kontakt. Die Fahrt über diese County Roads ist ziemlich einsam und eintönig, aber mir gefällt's, und ich komme gut voran.
Auch heute ist die Gegend absolut flach, links und rechts Maisfelder, diesmal aber mit sichtbaren Spuren des Sturmes, dem ich gestern knapp entgangen bin. Oft stinkt es in dieser Gegend nach Schweinen. Zudem ist es der erste Tag, an dem mir Hofhunde nachrennen, was äusserst unangenehm ist. Es beisst mich zwar keiner, aber ich fürchte mich trotzdem jedes Mal davor und klicke mich präventiv aus den Pedalen aus.
Hier ist eine allgemeine Bemerkung zu den Tieren angebracht (sie gehört auch ins Kapitel Fahrradfahrer als Exot): Auf der rechten Strassenseite hat es entweder eingezäunte Weiden mit Rindern oder Pferden oder einen schmalen Graben zwischen Strasse und Feldrand, in denen sich bodenbrütende Vögel aufhalten. Erstaunt hat mich, als ich beobachtete, dass diese Tiere keine Reaktion zeigen, wenn ein Auto oder ein Truck an ihnen vorbeifährt. Hingegen reagieren die Tiere, sobald ich mit meinem Fahrrad auf ihrer Höhe bin: Die Vögel flattern auf, die Rinder heben den Kopf und schauen mir nach, die Pferde galoppieren erschreckt davon, und die Hunde, die bei einem Auto ruhig liegen bleiben, rennen mir nach und kläffen.
Grausig sind die vielen toten, überfahrenen Tiere auf den grossen Strassen. Von kleinen Eichhörnchen über Dachse bis zu Rehen liegt alles mehr oder weniger zerquetscht und mehr oder weniger verwest auf der Strasse herum. Schlimm ist der grausige Verwesungsgestank. Der geübte Fahrradfahrer nutzt aber auch diesen Gestank auf seine Weise aus: Riecht man den typischen Geruch des toten Tieres, bevor man es sieht, ist Gegenwind; im andern Fall Rückenwind.
Hier ist auch eine allgemeine Bemerkung zu den Pausen angebracht. Eigentlich würde ich ja am liebsten irgendwo gemütlich im (Wind)-Schatten etwas abseits der Strasse Pause machen und bei der längeren Pause um die Mittagszeit absitzen und die Beine etwas strecken. Doch so ein Plätzchen zu finden, ist schwierig. Weiden und Felder gehen bis an den Strassenrand, private Gärten ebenso; ist das Haus von der Strasse aus nicht zu sehen, hängen am Strassenrand und an der Zufahrtstrasse die ewig gleichen Schilder "Posted: Private Property. Keep Out. No Tresspassing. No hunting.". So verbringe ich meine Pausen meistens stehend an einer Kreuzung oder an einer Tankstelle, wo es Kaffee und Nachschub an Picknick gibt.