28. Tag: Donnerstag, 3. Juni
Strecke:
North Platte - 30 - Paxton - Ogallala - 26 - Lewellen - Oshkosh
Wetter:
morgens kalt und bedeckt, später heiss und sonnig; guter Rückenwind aus Südost
Distanz: 152 km  
Zeit: 6,5 h  
Geschwindigkeit: 23,4 km/h
Total:
Distanz: 2883 km  
Zeit: 150,1 h  
Ø Geschwindigkeit: 19,2 km/h  
Ø pro Tag: 103 km
Mehr Statistik und Zahlen
Erneut ein Wundertag mit perfekter Windunterstützung, so dass ich erneut schnell und weit vorankomme. Ganz am Anfang dieses Tages steht allerdings ein grosser Schreck, als mir nach wenigen Kilometern beim vorderen linken Gepäckträger die Halterungsschraube herausfällt. Bis ich die Schraube wieder gefunden habe und sicher bin, dass sie nur herausgefallen und nichts gebrochen ist, schwitze ich ziemlich stark. Danach fahre ich vorsichtig weiter und kontrolliere regelmässig die Schraube.
Abgesehen davon: Dieser Tag ist nicht nur Fahrradfahrerisch, sondern auch landschaftlich wunderschön. Nach Ogallala biege ich auf die 26 und fahre südlich des Lake McConaughy über einen Hügelzug nach Lewellen. Manchmal sieht man bis zum See hinunter. Obwohl auf über 1000 m Höhe, wird wieder flott geackert, aber die Prärie herrscht vor. Ich kann mich kaum sattsehen an dieser einsamen, hügeligen Landschaft mit dem wogenden, dürren Gras. Erstmals bin ich richtig begeistert von der Landschaft, durch die ich fahre, und finde alle paar Kilometer ein fotowürdiges Sujet.
Gestern habe ich mich wohl getäuscht mit meiner Einschätzung, dass innerhalb von 10 km der Wilde Westen begonnen hat. Es scheint vielmehr so zu sein, dass nördlich des North Platte River Valley diese steppenartigen Hügelzüge beginnen, und bei Gothenburg streift man diese Hügelzüge erstmals.
Da ich kurz vor Paxton wieder eine Stunde gewonnen habe (seltsam, wie mitten in einem Staat an einer County-Grenze die Zeitzone wechselt) und ich jetzt nur noch eine Stunde hinter der Pacific Time her ticke, habe ich genug Zeit, um den Ash Hollow State Park zu besuchen. Diese Trails der Siedler nach Westen, die verschiedenen Routen und Versuche, durch die Rocky Mountains zu kommen, sind ein faszinierendes Thema. Immer wieder bin ich erstaunt, dass diese Trails, die mit etwa 12 Meilen pro Tag voran kamen und mehrere Monate dauerten, nicht einmal 150 Jahre her sind. Und seither haben diese Siedler und ihre Nachfahren einen ganzen Kontinent buchstäblich in Besitz genommen, umgeackert und kaum einen Quadratmeter so belassen, wie sie ihn vorgefunden haben. Das ist eine unglaubliche Leistung; ob man sie bewundert oder verabscheut, ist eine andere Frage.
Heute haben mich also wiederum die Winde weit getragen; sie haben den viel grösseren Einfluss auf die Geschwindigkeit als die Höhenmeter, denn seit gestern habe ich an diesen beiden Supertagen etwa 700 Höhenmeter geschafft, ohne etwas davon zu merken.
In Oshkosh habe ich eine spezielle Begegnung mit Michael aus Denver, der mit einem Fahrrad und einem Anhänger mehr oder weniger ziellos umherradelt. Unglaublich, was er alles mitschleppt und wie die ganze Ware verstaut und montiert ist: Bücher, eine Geige, ein Windspiel, Kessel, Blachen, Zelt usw. Die "Frontttaschen" sind mit Schnüren befestigte grosse Farbkübel. Der Anhänger ist mit einem Karabinerhaken und einem Seil am Sattel angehängt. Als ich ihn antreffe, verbiegt es ihm in einem Strassengraben gerade das rechte Rad seines Anhängers; er bleibt ruhig und montiert in wenigen Minuten ein Ersatzrad, das er auch noch dabei hat. Er will an diesem Abend noch nach Lewellen; von dort bin ich eben mit etwa 40 km/h (dank Rückenwind) gekommen. Ich sehe ihn abfahren, er kommt kaum vom Fleck.
Ich übernachte im Shady Rest Motel (29 $), da wieder Gewitter angesagt sind.