Fahrradtour USA: Leute und Sprache
Spontan, begeisterungsfähig und hilfsbereit
Die Amerikaner habe ich als kontaktfreudig, spontan, begeisterungsfähig, gutmütig und hilfreich erlebt. Da ich mit meinem vollgepackten Fahrrad auffiel, bin ich jeden Tag mehrmals angesprochen worden. Oft gaben sie Tipps zur Strecke, zu besonders schönen Ortschaften und Landschaften, zu günstigen Einkaufsgelegenheiten usw. Sie waren sehr interessiert, woher ich käme und wohin ich ginge. Wenn wir uns länger als ein paar Minuten unterhielten, stellten sie sich mit ihrem Vornamen vor und gaben mir die Hand. Oft schüttelten sie meine Hand auch, um mir zu meiner Tour zu gratulieren.
Einige Male haben sogar Autofahrer auf meiner Höhe mein Tempo angenommen, die Scheiben hinuntergelassen und begonnen, mit mir zu plaudern. Während man mir in Pennsylvania das Ziel nicht so recht glauben wollte, sah ich in Oregon manches ungläubige Gesicht, wenn ich vom meinem Startort erzählte. Wenn ich dann noch zu erzählen begann, dass meine Ehefrau in San Francisco lebe und mich dort erwarte und dass ich nach der Tour in San Francisco leben werde, war die Sensation perfekt.
Ich kam allerdings nie dazu, die ganze Geschichte zu erzählen, denn das dauerte meinen Gesprächspartnern dann doch zu lange oder war ihnen zu kompliziert; das spürte ich manchmal eine gewisse Oberflächlichkeit. Unerwartet war manchmal, wie abrupt die Amerikaner ein länger als ein paar Minuten dauerndes Gespräch abbrechen konnten. Ich hatte mich erst langsam zum Plaudern aufgewärmt, und da wandte sich mein Gesprächspartner mit einem "It was nice talking to you" schon ab.
Mir kam die Art der Amerikaner auf meiner Tour sehr entgegen. Da ich alleine unterwegs war, schätzte ich diese täglichen Kontakte sehr. Aber ich suchte keine tiefschürfenden Diskussionen und wollte mich nirgends niederlassen, so dass mich die Unverbindlichkeit nicht störte.
Da ich weder eine Panne noch einen Unfall hatte, war ich nie auf die Hilfsbereitschaft der Amerikaner angewiesen, die mir aber von allen Amerika-Reisenden immer als sehr gross beschrieben worden war. Deshalb hatte ich eigentlich nie Bedenken, alleine grosse Strecken durch einsame Gegenden zu fahren, weil ich mir ziemlich sicher war, dass im Notfall jemand anhalten und mir helfen würde. Mein Fahrrad hätte jedenfalls auf oder in den meisten Riesenautos problemlos Platz gehabt.
Auch sprachlich tauchte ich auf meiner Tour in eine neue Welt ein. Und zum Sprechen kam ich viel. Die Verständigung ist im allgemeinen problemlos. Es gab nur zwei Arten von Situation, in denen die Konversation ins Stocken geriet:
- Wenn ich in einer Konversation ein Wort auf Englisch nur ein bisschen falsch aussprach, verstanden meine Gesprächspartner manchmal gar nichts mehr. Es gelang ihnen oft auch nicht, aus dem Zusammenhang heraus zu merken, was ich meinte. Wenn sie mich dann doch endlich verstanden und das Wort so aussprachen, wie sie es gewohnt waren, dünkte mich der Unterschied zwischen ihrer und meiner Aussprache meistens sehr klein. Leider war ausgerechnet "water" ein solches Wort. Wenn ich nach dem Weg fragte, verursachten häufig Ortsnamen diese Art von Verständigungsschwierigkeit.
- Wenn ich meine Gesprächspartner nicht verstand und sie bat, mir das nochmals zu erklären, sprachen sie meistens denselben Satz in derselben Geschwindigkeit nochmals genau gleich unverständlich aus.
Voraussetzung für eine Konversation ist ein Minimum an Englischkenntnissen; die Amerikaner erwarten keine sprachliche Meisterleistungen, aber zumindest in ländlichen Regionen sprechen sie keine andere Sprache.
Seitenanfang